Rund um die Ernährung Teil 6 - Wissenswerte Fakten

Das wichtigste an der Ernährung sind die Inhaltsstoffe und die sollten natürlich sein. Je natürlicher das Futter, desto besser kann es vom Hund verwertet werden – das ist ja bei uns Menschen auch nicht anders. Die Beiträge der letzten Wochen behandelten die gängigen Futtermittelarten, wie zum Beispiel Nass- und Trockenfutter (alle Artikel findet Ihr in der Rubrik "Nachrichten"). Der letzte Artikel unserer Ernährungsreihe beschäftigt sich nun mit allen anderen Themen, die rund um die Ernährung unserer Hunde im Alltag so auftauchen. Wir widmen uns heute Fragen zur Zahngesundheit, zur vegetarischen und veganen Fütterung, zu Nahrungsergänzungsmittel und vielen weiteren spannenden Fakten zum Thema Hundeernährung.

Zahngesundheit

Die Gesundheit der Zähne unserer Hunde wird von vielen Haltern leider unterschätzt.

Besonders bei der Fütterung von Feuchtfuttern ist es sinnvoll, Kauartikel zur Zahnreinigung und zum Gebisstraining anzubieten. Diese Produkte können die Bildung von Zahnstein hinauszögern und reduzieren, eine regelmäßige Kontrolle der Zähne muss aber – wie bei uns Menschen auch – gemacht werden. Je kohlenhydratreicher die Fütterung des Hundes ist, und je größer der Anteil des Zuckers in der Nahrung, desto höher ist logischerweise auch das Risiko für die Bildung von Bakterien. Wenn dies der Fall ist, können Krankheiten wie Karies oder Zahnstein entstehen. Werden diese nicht unter Kontrolle gebracht, können sich schwere Erkrankungen, wie zum Beispiel Ablösen des Zahnfleischs, Lockerung der Zähne bis hin zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Keimen in der Blutbahn und Nieren- und Leberschäden bilden. Übrigens ist ein starker Maulgeruch nicht normal, sondern weist eher auf eine Entzündung oder ähnliches hin und sollte deshalb überprüft werden. Damit es aber nicht so weit kommt, kann man einiges an Prophylaxe tun. „Zum Training des Gebisses bieten sich Knochen, sowie Kauknochen aus kollagenreichen tierischen Nebenprodukten an. Kauartikel aus Kunststoff sind problematisch, da sie oft insgesamt oder im Teilen geschluckt werden. Keine Probleme verursachen sogenannte Kauknochen aus Leder („Büffelhaut“), da sie meist so weit zerbissen werden, dass Teilstücke aufgrund ihrer Elastizität den Verdauungskanal ohne Schwierigkeiten passieren.“ (Zentek, 2012, S. 55). Typische Kauknochen sind zum Beispiel Ochsenziemer, Rinderkopfhaut, getrockneter Pansen usw. Eine Studie aus der 1960er Jahren bewies damals schon, dass ein Ochsenschwanz pro Woche Zahnstein deutlich reduziert. (vgl. Ziemer & Falke, 2019, Lekt. 5, S. 10)

Als Alternative dieser Kauartikel gibt es auch hart gebackene Trockenprodukte, die speziell zur Reinigung der Zähne produziert werden. Hier ist allerdings Vorsicht geboten, denn viele dieser Produkte enthalten Zucker oder andere künstliche Inhaltsstoffe, die kontraproduktiv wirken und nichts mit Zahngesundheit zu tun haben. BARFer sind hier klar im Vorteil. Aufgrund des  Knochenanteils im Futter haben sie nicht den Druck, zusätzlich Kauartikel anbieten zu müssen – können sie aber. Wichtig ist jedoch, dass man nicht vergessen darf, dass auch Kauartikel Kalorien haben und dass man es damit auch nicht übertreiben sollte. Und zu guter Letzt sei noch erwähnt, dass man auch mit Zähneputzen dem Ganzen entgegen wirken kann – ja, putzen sie ihrem Hund ruhig (ohne oder mit spezieller Hundezahnpasta) die Zähne!

Leckerlies & Kekse

Auch bei den Leckerlies  - oder in Fachsprache „Beifutter“ genannt – sollte man darauf achten, dass sie natürliche Inhaltsstoffe haben. Leider bieten immer noch viel zu viele Hersteller Leckerlies mit Zucker und anderen künstlichen Zusatzstoffen an, was eigentlich verboten werden sollte. Vor allem Zucker macht nicht nur dick und begünstigt Gelenkprobleme, sondern erhöht auch das Risiko für beispielsweise Herzkreislauferkrankungen oder Diabetes mellitus.

Aber auch bei „guten“ Leckerchen gilt, dass die beigefügte Menge maximal 10 % der Tagesration ausmachen sollte und die Gesamtration dementsprechend angepasst werden muss. Mittlerweile gibt es aber zum Glück sehr viele Hersteller, die natürliche Produkte in ihrem Sortiment haben und komplett ohne Zusatzstoffe auskommen.

Exkurs Schokolade

Schokolade ist Gift für Hunde! Sie enthält nämlich den Stoff Theobromin. Das ist der Wirkstoff aus der Kakaobohne und diese führt zu einer Überstimulation des Nervensystems, welches wiederum zu starker Nervosität und Herzrasen führt. Diese Vergiftung kann im schlimmsten Fall zum Tod des Hundes führen. Als Faustregel gilt, umso dunkler die Schokolade ist, also umso mehr Kakaoanteil sie besitzt, umso giftiger ist die Schokolade für den Hund. (vgl. Ziemer & Falke, 2019, Lek. 2, S. 58)

Grundsätzlich gilt, hat der Hund Schokolade zu sich genommen, muss IMMER ein Tierarzt aufgesucht werden!

 

Vegetarische und vegane Fütterung

  • Vegetarische Fütterung

Ja, grundsätzlich könnte man seinen Hund vegetarisch ernähren. Eier, Hüttenkäse oder Quark versorgen ihn mit hochwertigen Eiweißen. Der Hund hat keinen Proteinbedarf im eigentlichen Sinne, sondern einen bestimmten Aminosäurebedarf. Auch gibt es mittlerweile Alleinfuttermittel auf dem Markt, die rein vegetarisch sind. Jedoch muss man dazu sagen, dass Hunde grundsätzlich auf einen überwiegenden Fleischverzehr ausgelegt sind. Das kann man beispielsweise an der anatomischen Beschaffenheit und der physiologischen Bedeutung von Zähnen und Verdauungstrakt erkennen. Das größte Problem bei der vegetarischen Fütterung ist, dass die Versorgung mit essenziellen Aminosäuren stimmen muss. Das soll heißen, dass Eiweiß nicht gleich Eiweiß ist und dass die meisten pflanzlichen Proteinquellen nicht das richtige Aminosäuren-Profil haben, das unsere Hunde aber benötigen. Eine Studie von Tiermedizinern der Universität München kamen 1999 zu dem Ergebnis, dass mehr als die Hälfte der Hunde, die vegetarisch ernährt wurden, nicht ausreichend mit Protein versorgt waren und zu schwefelhaltige Aminosäuren aufnahmen. Außerdem hatten sie weitere Nährstoffmängel, wie z.B. Calcium, Natrium, Eisen und so weiter. Wer sich zu einer vegetarischen Ernährung seines Hundes entschließt, sollte seinen Hund deshalb regelmäßig mit Blut- und Urintertest überprüfen lassen und gegeben falls mit Nahrungsergänzungsmittel arbeiten. Die europäische Tier- und Naturschutzorganisation rät übrigens von einer vegetarischen Ernährung ab. Definitiv zu unterlassen ist sie bei Welpen und Junghunden, sowie bei trächtigen und säugenden Hündinnen!!!

Fazit: Theoretisch möglich, praktisch schwierig! Und die Frage ist auch, ob der Hund so viel Spaß an der Sache hat. Wenn man seinen Hund entscheiden lassen würde, würde dieser sich ganz klar für das Stück Fleisch und nicht für den Quinoabrei entscheiden.

Gegen einen vegetarischen Tag in der Woche kann hingegen nichts eingewendet werden. Das ist gut für die Umwelt und meist auch für den Geldbeutel.

  • Vegane Fütterung

Dauerhaft nur mit Nahrungsergänzungsmittel möglich. Aber ja, grundsätzlich dann auch möglich. Regelmäßige Kontrollen des Hundes sind aber hier Pflicht und es gelten die gleichen Regeln wie bei der vegetarischen Fütterung (s. oben).

(vgl. Ziemer & Falke, 2019, Lek. 5, S. 60, ff.)

Nahrungsergänzungsmittel

Diese sind nur dann notwendig, wenn ich kein Alleinfuttermittel verfüttere, bei Erkrankungen oder bei speziellen Ernährungsformen (z.B. vegan). In besonderen Situationen, wie z.B. dem Fellwechsel kann ich aber mit Supplementierungen mein Tier unterstützen. Dies sollte allerdings nie „frei Schnauze“ gemacht werden, sondern mit einem Tierarzt, einem Heilpraktiker oder einem Ernährungsberater abgesprochen werden.

Wie oft sollte ich meinen Hund füttern?

Theoretisch sind unsere Hunde Schlingfresser und haben einen außerordentlich dehnbaren Magen. Das bedeutet, sie können viel Futter auf einmal zu sich nehmen. Aber häufige, kleine Mahlzeiten:

  • Belasten den Magen weniger
  • Versorgen den Organismus kontinuierlich mit Energie
  • Ermöglichen, dass die Magensäure den Nahrungsbrei zügiger durchdringen kann und so das Risiko für Infektionen und bakterielle Gärungsprozesse im Verdauungstrakt
  • Verringern das Risiko einer Magendrehung

Einen erwachsenen Hund sollte man dementsprechend mind. 2 x pro Tag füttern. Welpen und Senioren kann man dagegen bis zu 4 x am Tag füttern.

Braucht mein Hund einen Fastentag?

Vor allem unter den BARFern gibt es immer wieder die Annahme, dass der Hund einmal in der Woche nichts fressen sollte, weil der Wolf ja auch nicht jeden Tag etwas zum Fressen erbeuten konnte. Fakt ist, dass es keine wissenschaftlichen Beweise gibt, warum ein Fastentag wichtig wäre. Praktische Erfahrungen deuten eher darauf hin, dass das Wohlbefinden des Hundes erhöht ist, wenn er täglich gefüttert wird. Unsere Hunde verstehen es einfach nicht, warum sie „heute“ nichts zum Fressen bekommen und werden eher unruhig und nervös. Außerdem sind sie an den Fastentagen oft unkonzentriert und unmotiviert. Frustrationstoleranz und Impulskontrolle sind oft deutlich schlechter. 

Ruhezeiten und Fütterungszeitpunkt

„Hinsichtlich des Fütterungszeitpunktes sollten feste Regeln eingeführt werden. Dadurch wird verhindert, dass der Hund [unnötig] bettelt. Zudem führt ein regelmäßiger Rhythmus dazu, dass sich der Organismus anpasst und über Reflexe eine Vorbereitungsphase einleitet: Hantieren mit dem Futter führt zu beginnender Speichel- und Verdauungssekretion. Außerdem ist es ungünstig wenn der Hund vor oder unmittelbar nach der Fütterung Belastungen oder Stresssituationen ausgesetzt wird.“ (Zentek, 2013, S. 148). Der Hund sollte vor der Fütterung mindestens 15 Minuten geruht haben und nach der Fütterung am besten 3 Stunden! So wird das Risiko für Störungen des Verdauungsapparates, von Unverträglichkeitsreaktionen und von Magendrehungen gesenkt.

Futterumstellung

Eine Futterumstellung sollte sich immer über mehrere Tage erstrecken. Auch wenn man beispielsweise nur von einer Sorte Trockenfutter auf eine andere Sorte Trockenfutter umstellt. Verträgt der Hund die Umstellung läuft diese wie folgt ab.

  • Tag 1 – 3: ¾ altes Futter, ¼ neues Futter
  • Tag 4 – 6: ½ altes Futter, ½ neues Futter
  • Tag 7 – 9: ¼ altes Futter, ¾ neues Futter
  • Tag 10:     100 % neues Futter

Bei Unverträglichkeiten oder Beschwerden muss der Wechsel langsamer stattfinden und der nächste Schritt darf erst getan werden, wenn die Beschwerden weg sind.

Wie viel trinkt eigentlich ein Hund?

Ohne Wasser überlebt ein Hund nur wenige Tage. Es sollte also immer frei verfügbar sein. Jeder Hund weiß selber instinktiv, wie es um seine Wasserbilanz steht. Da Hunde aber nur wenig Wasser speichern können, ist ein geringer Wasserverlust bereits gefährlich. Das Blut dickt ein und der Blutkreislauf kann kippen.

Einen erhöhten Bedarf an Wasser haben Hunde zum Beispiel bei:

  • Körperlicher Anstrengung
  • Durchfall
  • Säugen
  • Blutungen
  • Trockenfutter
  • Fieber
  • Nierenerkrankungen
  • Diabetes

Wenn der Hund in diesen Phasen schlecht trinkt, kann man ihn zum Beispiel mit Wurstwasser oder stark verdünnter Brühe zum Trinken anregen. Normal trinkt ein Hund ca. 60 ml / kg Körpergewicht. Ein 20 kg schwerer Hund sollte also ca. 1,2 Liter pro Tag trinken.

(vgl. Ziemer & Falke, 2019, Lek. 2, S. 45)

Futter und Verhalten – hängt das zusammen?

Vor allem in der Arbeit von Verhaltenstherapeuten, wie dogrocker R. Ditz zeigt sich immer wieder, wie sehr sich die Gesundheit und das Wohlbefinden auf das Verhalten auswirken. Wie bei uns Menschen ist es auch beim Hund entscheidend, was ich ihm füttere. Bekommt mein Hund gesundes Futter, was er auch verwerten kann, fühlt er sich wohler und ist fitter. Auch wir fühlen uns nach einer gesunden Mahlzeit wesentlich besser, als wenn wir eine Tüte Chips gegessen haben. Aber die Nahrung wirkt sich nicht nur auf das Wohlbefinden und auf die Stimmung unserer Hunde aus, sondern auch auf ihr Verhalten. So ist belegt, dass mehr Ballaststoffe im Futter den Hund besser sättigen und er so zufriedener ist und zum Beispiel weniger bettelt.

Aber auch bei großen Verhaltensproblemen zeigt sich deutlich wie entscheidend die Ernährung ist. So ist es zum Beispiel bewiesen, dass der Proteingehalt im Futter bei Hunden, die zu Aggressionen neigen, eine entscheidende Rolle spielt. Eine Studie von 1996 belegt, dass proteinärmeres Futter territorial aggressives Verhalten mindert. Auch die sogenannte Studie von Mugford sagt aus, dass bei weniger Protein in der Nahrung, die Dominanzaggression bei betroffenen Hunden weniger wird. Aber auch Spurenelemente oder Mengenelemente sind ganz entscheidend bei der Therapie verhaltensauffälliger Hunde. Beispielsweise wirkt L-Theanin, welches sich in grünem Tee befindet, stressabbauend und beruhigend und kann so mit dem nötigen Know-how in der Therapie eingesetzt werden – um hier nur ein Beispiel zu nennen. Wie man sieht, kann man über die Ernährung einiges bewirken und den Hund präventiv (mit hochwertigem Futter) oder akut mit gezielten Nährstoffen oder Spurenelementen unterstützen.

(vgl. Ziemer & Falke, 2019, Lek. 6, S. 21, ff.)

Quellenverzeichnis

  • Zentek, J., 2012, 3. Aufl., „Hunde richtig füttern“, Stuttgart, Eugen Ulmer GmbH & Co. KG
  • Zentek, J., 2016, 8. Aufl., „Ernährung des Hundes – Grundlagen, Fütterung, Diätetik“, Stuttgart, Enke Verlag
  • Ziemer, J. und Ziemer-Falke, K., 2019, „Skript für Ernährungsberater für Hunde“, Großenkneten, Schulungszentrum für Hundetrainer GmbH und Co. KG

Der Artikel wurde von unserer Auszubildenden und Hundeernährungs-Fachfrau Jana Lamers geschrieben