Rund um die Ernährung Teil 4 - Feuchtfutter

Feuchtfutter oder auch Nassfutter genannt, besteht zu 72 - 80 % aus Wasser und ist bei den meisten Hunden sehr beliebt. Mittlerweile gibt es Feuchtfutter nicht nur in der klassischen Dose, sondern auch in Aluschalen oder Aufreißpackungen. Ganz wichtig zu beachten ist der Feuchtegehalt. Ein Gehalt von 80 % Feuchtigkeit stellet eine geringere Trockensubstanz dar als eine Feuchtigkeit von beispielsweise 72 %. Hier lohnt es sich den Feuchtgehalt bei der Bewertung eines Futters und auch bei der Bewertung des Preises mit einzubeziehen. Welche Vor- und Nachteile Nassfutter sonst noch so hat, sehen wir uns jetzt einmal im Detail an.

Kommen wir erst einmal zum Inhalt. Dieser setzt sich meist zusammen aus:

  • Muskelfleisch
  • Innereien
  • Organe
  • verarbeitete Knorpel
  • weiche Knochen
  • pflanzliche Eiweiße
  • stärkereiche Produkte wie Kartoffeln, Reis und ähnliches

Diese Produkte werden entweder zu Stücken verarbeitet oder homogenisiert, also zu einer einheitlichen Masse vermischt. Oft wird den Produkten eine saucenartige Flüssigkeit hinzugefügt, die durch Geliermittel gefestigt wird. Diese erkennt man auch oft im Futter. Manchmal kann man auch am Boden der Dose eine Fettschicht erkennen. Diese lässt nicht prinzipiell auf ein besonders fettreiches Produkt schließen, sondern entsteht bei der starken Erhitzung des Futters. Grundsätzlich kann man festhalten, dass im Nassfutter meist deutlich weniger Getreide oder getreideartige Füllstoffe enthalten sind als im Trockenfutter. Und damit kommen wir auch schon zu den Vorteilen dieser Fütterungsart:

Die Vorteile des Nassfutters sind:

  • Haltbarkeit

Durch die starke Erhitzung des Feuchtfutters auf 126° C, ist das Futter steril und somit nahezu unbegrenzt haltbar. Auch ein Verderb des Hundefutters kommt bei ungeöffneten Verpackungen äußerst selten vor. Ist das Futter einmal geöffnet worden, sollte es kühl gelagert und innerhalb weniger Tage verbraucht werden. Durch die starke Erhitzung des Futters bei der Herstellung gehen allerdings auch Vitamine verloren. Die Hersteller kompensieren diesen Verlust durch vorab erhöhte Zulagen, sodass das Futter am Ende genügend Vitamine enthält. Ein Nachteil entsteht hier also nicht. 

  • Verdaulichkeit

Die Verdaulichkeit eines Nassfutters erreicht 90 % und mehr. Das ist natürlich in vielerlei Hinsicht positiv. Der größte Teil des Futters wird verwertet und "rutscht" nicht einfach ungenutzt durch den Hund. Für den Halter bedeutet dies, dass das was er bezahlt hat, auch nahezu komplett genutzt wird. Für den Hund bedeutet dies, dass er sich länger satt fühlt. Die gute Verwertbarkeit des Futters zeigt sich auch in deutlich kleineren Kothaufen gegenüber der Trockenfütterung. Auf Blähungen und weichen Stuhlgang kann sich die hohe Verdaulichkeit ebenfalls positiv auswirken.

  • Sättigungsgefühl

Aufgrund des hohen Wasseranteils, sind die Nährstoffgehalte ganz anders als beispielsweise beim Trockenfutter. Der Energiegehalt beträgt zum Beispiel lediglich etwa ein Drittel des Energiegehaltes in Trockenprodukten. Es muss also deutlich mehr Nassfutter gefüttert werden um auf eine ausreichende Versorgung des Hundes zu kommen. Dies freut vor allem die Hunde, denn sie fühlen sich länger satt und wer satt ist, ist auch zufrieden. Unerwünschte Verhaltensweisen wie beispielsweise Betteln oder aufmerksamkeitsheischendes Verhalten können so positiv beeinflusst werden. Ob die Halter immer so begeistert über die zu fütternden Mengen sind, sei einmal dahin gestellt.

  • Flüssigkeitszufuhr

Der Feuchtigkeitsanteil wirkt sich natürlich auch positiv auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr aus. Wer Nassfutter füttert oder seinen Hund barft, muss deutlich weniger auf den Wasserhaushalt seines Hundes achten, da dieser schon eine große Menge Flüssigkeit über das Futter zu sich nimmt. Somit ist vor allem im Sommer Nassfutter eine Bereicherung für den Hund. 

  • Akzeptanz

Auch in der Akzeptanz liegt das Feuchtfutter bei den Vierbeiner sehr weit vorne. Hunde bevorzugen nun mal Futter, das merklich riecht, weich und saftig ist. Davon abgesehen ist es ein klarer Vorteil bei älteren oder zahnlosen Hunden. 

Aber wo es Vorteile gibt, gibt es auch immer Nachteile. Feuchtfutter macht da keine Ausnahme und die wichtigsten Nachteile dieser Fütterungsart sind:

  • Analytische Bestandteile

Schaut man sich die Trockensubstanz genauer an, stellt man fest, dass die Gehalte an Rohprotein und Rohfett höher sind als zum Beispiel im Trockenfutter. Das ist natürlich erstmal kein Nachteil. Nur wenn das Futtermittel über einen längeren Zeitraum überdosiert gefüttert wird, kann dies zu einem überhöhten Mineral- und Proteingehalt führen. Der erhöhte Mineral- und Proteingehalt kann sich dann negativ auf die Gesundheit oder das Verhalten des Hundes auswirken. In der Verhaltenstherapie werfen wir deswegen immer einen genauen Blick auf die Fütterung unserer 4beinigen Kunden. Es ist also wichtig, sich nicht nur von der Verpackung und dem Versprechen eines sehr hohen Fleischanteils locken zu lassen, sondern sich bewusst mit den analytischen Bestandteilen des jeweiligen Futters auseinanderzusetzen. Wenn man sich nicht sicher ist, sollte man immer seinen Tierarzt oder einen Ernährungsberater für Hunde hinzuziehen. 

GUT ZU WISSEN: Sehr eiweiß-, mineralstoff- und vitaminreiche Feuchtfutter können deshalb bis zu 40 % mit Kohlenhydraten, wie Kartoffeln, Brot oder Getreideflocken, ergänzt werden, ohne dass dabei ein Nachteil entsteht. Im Gegenteil, oft sind sie sogar notwendig um ein bedarfsgerechtes Futter zu erhalten. Auch hier gilt, informieren Sie sich bei einem Hundeernährungsberater. 

  • Futtermenge

Was aus Sicht der Hunde ein klarer Vorteil ist, ist aus Sicht der Hundehalter vor allem größerer Rassen ein klarer Nachteil. Die deutlich größeren Futterportionen im Vergleich zu Trockenfutter können bei großen Rassen in nahezu unglaubliche Mengen ausarten und in der Regel gehen diese dann auch merklich ins Geld.

  • Verderblichkeit

Solange die jeweilige Verpackung verschlossen ist, ist eine Verderblichkeit nahezu ausgeschlossen. Ist das Futter aber erstmal im Napf, sollte es auch nicht allzu lange stehen bleiben und Reste müssen gegebenenfalls entsorgt werden. 

  • Preis

Man muss klar sagen, in der Regel ist das Nassfutter merklich teurer als ein Trockenfutter. Obendrein fällt deutlich mehr Müll an, was sich wiederum negativ auf die Umwelt auswirkt. Wobei man auch dazu sagen muss, dass bereits Hersteller gibt, die ihr Nassfutter im Glas anbieten. 

Alle Zahlen und Daten könnt Ihr nachlesen bei Zentek, J., Enke Verlag Stuttgart, 2013. Ernährung des Hundes - Grundlagen - Fütterung - Diätetik., S. 139 f.

Für alle die sich gerne intensiver mit dem Thema Hundefutter beschäftigen möchten, kann ich das Buch "Hunde richtig füttern" von Jürgen Zentek aus dem Ulmer Verlag empfehlen. Dieses Buch richtet sich direkt an interessierte Hundehalter und stellt eine tolle Alternative für diejenigen dar, die sich nicht mit seitenlangen Tabellen und medizinischen Fachbegriffen rumschlagen möchten, sondern einen lebensnahen Ratgeber für die Ernährung Ihres 4beiners suchen.

Mein persönliches Fazit:

Nassfutter ist definitiv die natürlichere Variante im Vergleich zum Trockenfutter, einfach weil es nicht so stark verarbeitet wird. Selbstverständlich unter der Voraussetzung, dass keine künstlichen Zusatzstoffe enthalten sind. Es wird von den allermeisten Hunden sehr gut und oft sogar besser vertragen als ein Trockenfutter. Und zu guter Letzt, den meisten Hunden schmeckt es deutlich besser und wir essen ja auch am liebsten was uns am besten schmeckt.